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Holzenergie ist Schlüssel für sozialverträgliche und schnelle Wärmewende

Im Rahmen einer digitalen Pressekonferenz anlässlich des am 26. und 27. September in Würzburg stattfindenden 23. Fachkongresses Holzenergie ordnet der Fachverband Holzenergie (FVH) im Bundesverband Bioenergie e.V. die zentrale Rolle der Holzenergie in der aktuellen Wärmegesetzgebung ein.

FVH-Vorstand Sebastian Henghuber erläutert: „Der aktuelle Projektionsbericht der Bundesregierung zu den Klimazielen zeigt, dass Deutschland seine Klimaschutzziele krachend verfehlen wird. Wie in den vergangenen beiden Jahren werden auch bis 2030 die Klimaschutzziele im Gebäudebereich nicht erreicht werden. Es ist deshalb lange überfällig, dass das Gebäudeenergiegesetz (GEG) jetzt den Ausstieg aus fossilen Heizungen einläutet. Damit Heizungen mit Holz hier auch ihren vollen Beitrag entfalten können, muss jetzt zeitnah eine praxistaugliche und sozialverträgliche Überarbeitung der Bundesförderung für effiziente Gebäude (BEG) erfolgen.“ Henghuber kritisiert, dass in der BEG Holzheizungen bislang nur dann förderfähig sind, wenn sie mit Solarthermie oder Wärmepumpen kombiniert werden, ungeachtet ob dies vor Ort Sinn ergebe oder nicht. Die BEG müsse sich zwingend an den Vorgaben des GEG halten, in der Holzenergie als alleinige Erfüllungsoption anerkannt sei. Alles andere sei eine Aushöhlung der Technologieoffenheit im GEG durch die Hintertüre, so Henghuber. Zudem müsse der Klima-Geschwindigkeitsbonus auf Nichtwohngebäude und vermietetes Eigentum ausgeweitet werden, da andernfalls ein Großteil der Gebäude nicht erfasst werde. Den größten politischen Sprengsatz, so die Einschätzung des FVH-Vorstandes, enthalte aber die Halbierung der förderfähigen Investitionssumme von 60.000 auf 30.000 Euro: „Die Politik muss ihr Versprechen einlösen, dass sie den Bürgern mit dem GEG zwar einiges abverlangt, dies aber mit einer entsprechenden Förderung abfedert. Eine Halbierung der Fördersätze ist jedoch weder dazu geeignet, schnell die erneuerbare Wärme auszubauen, noch die Akzeptanz für die Wärmewende zu erhalten.“

Mit Blick auf das Vorhaben der Bundesregierung, eine nationale Biomassestrategie zu erarbeiten, erklärt FVH-Vorständin Julia Möbus: „Wir begrüßen es, dass die Bundesregierung gemäß Koalitionsvertrag der Bioenergie „eine neue Zukunft“ geben will. Was wir bislang an Vorarbeiten zur Biomassestrategie gesehen haben, lässt jedoch befürchten, dass die Strategie die Chancen der Holzenergie nicht nutzen wird, sondern sich in Regelungswut verheddert. Angesichts der bestehenden umfangreichen Regulierung vom Waldeigentümer bis zum Energieverbraucher benötigen die Branche, Klimaschutz und Energiewende jetzt Flexibilität und nicht noch mehr Vorgaben, wo und wie Holz verwendet werden darf.“ Möbus weist darauf hin, dass nach Abschätzungen des Bundesverbandes Bioenergie noch nachhaltiges heimisches Ausbaupotential der Holzenergie bestehe. „Bedingt durch den Waldumbau zur Klimaanpassung, Kalamitäten, wie Dürre, Sturm und Käferbefall, und eine Steigerung des Holzbaus, erwarten wir zukünftig einen steigenden Anfall von Hölzern für die energetische Verwendung. Dabei ist es für die gesamte Bioökonomie und den Ersatz fossiler Rohstoffe entscheidend, dass die Politik keine Einschränkungen der Waldbewirtschaftung forciert.“, so Möbus. Aktuell stammen rund 98 Prozent des Energieholzes aus Deutschland. Möbus appelliert in Richtung Bundesregierung: „Die Biomassestrategie muss einen positiven Beitrag der Holzenergie zu Klimaschutz, Energiewende und wirtschaftliche Perspektiven der ländlichen Räume ermöglichen. Sie muss deshalb berücksichtigen, dass nachhaltige Holzenergie klimaneutral ist, die Forstwirtschaft in Deutschland strengen Regeln der Nachhaltigkeit folgt und Holzenergie einen entscheidenden Beitrag zu Versorgungssicherheit und Energieunabhängigkeit leistet.“ Gemeinsam mit anderen Verbänden der Land- und Forstwirtschaft sowie Bioenergie hat der BBE deshalb einen Appell zur Biomassestrategie initiiert, der diese Punkte aufgreift und online zur Mitzeichnung steht.

FVH-Vorstand Henghuber ergänzt: „Für den Klimaschutz ist vor allem entscheidend, dass die Waldbewirtschaftung nachhaltig fortgeführt werden kann. Schließlich haben wir nicht nur bei der Gebäudewärme gewaltige Herausforderungen zu meistern, sondern auch bei der Transformation der Wärmenetze oder der Prozesswärme in der Industrie“. Mit 54 Prozent der Wärmenutzung sind Industrie, Gewerbe, Handel und Dienstleistungen der größte, aber oft übersehene Block der Wärmewende. Allein in der Industrie wird dabei fast 90 Prozent der Wärme für Prozessanwendungen wie z.B. Trocknung und Dampf aufgewendet. Der FVH-Vorstand kritisiert: „Die im Mai in Kraft getretene Bundesförderung für Energie- und Ressourceneffizienz in der Wirtschaft (EEW) setzt einseitig auf die „all-electric“-Karte, wo mit der Holzenergie eine verlässliche und erprobte Technologie zur Verfügung stünde. Holz muss bei der anstehenden Überarbeitung der EEW wieder mit Strom gleichgestellt werden und der unsinnige Ausschluss von Waldrestholz, Holz aus Agroforstsystemen oder aus Erstdurchforstungen zurückgenommen werden.“ Da Prozesswärme aus Strom etwa um den Faktor 5–7-mal so teuer ist wie dieselbe Energiemenge aus Holz, aber Holzenergieanlagen die 4-5-fachen Investitionskosten aufweisen, ist für viele Unternehmen ohne Fördermöglichkeit weder die Umstellung auf Strom noch auf Holz eine betriebswirtschaftlich sinnvolle Lösung.

Zum aktuellen Gesetzentwurf der Bundesregierung für ein Wärmeplanungsgesetz fordert der FVH, dass pauschale Begrenzungen des Biomasseanteils in Wärmenetzen gestrichen werden. „Es macht keinen Sinn, auf Bundesebene zu regeln, wie viel Biomasse in einem Wärmenetz genutzt werden darf, da es immer auf die spezifische Situation vor Ort ankommt. Die Regierung sollte ihre Regelungswut zügeln und den Entscheidern in den Kommunen die Entscheidung überlassen, welcher Wärmelieferant langfristig nachhaltig Sinn ergibt.“, so Henghuber.

Möbus und Henghuber laden abschließend zur vertieften Diskussion der Themen und dem Austausch innerhalb der Branche auf den 23. Fachkongress Holzenergie nach Würzburg ein. Der Fachkongress findet vom 26. bis 27. September im Congress Centrum Würzburg statt. Unter dem Motto „dezentral, zuverlässig, sauber – moderne Holzenergie“ präsentieren sechzig Redner den aktuellen Stand der Holzenergie und diskutieren gemeinsam mit Experten und Vertretern aus Politik, Praxis und Wissenschaft über die Weiterentwicklung und Zukunft der Branche. Weitere Informationen zum Programm und zur Anmeldung erhalten Interessierte unter www.fachkongress-holzenergie.de.

Über Bundesverband Bioenergie e.V. (BBE)

Der Bundesverband BioEnergie e.V. (BBE) ist der Dachverband des bundesdeutschen Bioenergiemarktes. Er wurde 1998 gegründet, um der Vielfalt des Bioenergiemarktes mit all seinen Erscheinungsformen und Technologielinien im Strom-, Wärme- und Verkehrssektor gerecht zu werden. Im BBE sind die Marktakteure entlang der gesamten Wertschöpfungskette des biogenen Strom-, Wärme- und Kraftstoffmarktes organisiert: vom Biomasseanbau und ihrer Bereitstellung über den Maschinen- und Anlagenbau bis hin zu der Planung und dem Betrieb von Bioenergieanlagen in den unterschiedlichen Sektoren. Forschungseinrichtungen und Universitäten ergänzen das Kompetenzfeld des Netzwerkes und tragen zu einem kontinuierlichen Know-how Transfer bei.

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