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Frequenzharmonisierung: Brüssel entscheidet sich für die sog. „Squeeze Option“ zwecks effizienterer Nutzung des RF-Spektrums im Frequenzbereich 870 – 876 MHz und 915 – 921 MHz

Der Industrieverband AIM-D e.V. repräsentiert das globale Netzwerk der AutoID-Experten. Getreu dem Motto: „Identify – Sense – Locate“ kommen dabei folgende AutoID-Technologien zum Einsatz: ORM*, RFID*, NFC*, RTLS* und intelligente Sensoren; u.a. bei der Realisierung von Industrie 4.0 und dem Internet der Dinge, also in der Digitalisierung der Wertschöpfung insgesamt – nicht zuletzt auch unter Berücksichtigung der Fragen nach der globalen Interoperabilität bisweilen heterogener (Technologie-) Systeme und der (IT-) Sicherheit dieser Systeme.

Im Frühjahr 2017 wurde bei der Europäischen Kommission in Brüssel begonnen, die Zuteilung der Frequenzbereiche 870 – 876 MHz und 915 – 921 MHz einheitlich festzulegen. Zahlreiche Interessensgruppen wie z.B. die RFID-Stakeholder, die Europäischen Eisenbahnen und auch das Militär erheben nationalen Anspruch auf Zuteilung und Nutzung dieser Frequenzbereiche. Eine entsprechend Herausforderung stellt die Harmonisierung dieser Frequenzbereiche dar. In einer beispiellosen gemeinschaftlichen Initiative haben sich dabei AIM Inc., AIM Europe, RAIN RFID, GS1 und Connectwave (vormals: CNRFID) für die Belange der RFID-Stakeholder-Community eingesetzt und ihre Argumente gleichermaßen in Gesprächen mit den Repräsentanten der nationalen Regulierungsbehörden als auch in Brüssel eingebracht.

Die finale Abstimmung über einen für die EU (und darüber hinaus vielleicht auch für ganz Europa) tragfähigen Kompromiss fand während des RSCOM Meetings (Radio Spectrum COMmittee) Mitte Juli 2018 in Brüssel statt; votiert wurde für die sog. Squeeze Option“ zur Nutzung des Bandes 915 bis 919,4 MHz – also für eine Option, mit der die RFID-Community gut leben kann und die zeigt, was das gemeinsames Engagement der RFID-Stakeholder-Community bewegen und erreichen kann:

  • Das Band 915 – 919,4 MHz wird für RFID und IoT zur Verfügung gestellt
  • Von 915 – 919,4 MHz stehen 3 RFID Kanäle zur Verfügung: 916,3 MHz, 917,5 MHz und 918,7 MHz. Sendekanalbreite ist 400 KHz mit 4 Werp Sendeleistung – das ist jeweils das Doppelte vom 865 – 868 MHz Band.
  • Von 919,4 – 921 MHz könnte nun (ohne viel Aufwand) für E-GSM-R genutzt werden (Railway-Anwendungen); oder gerne später mangels Bedarf für die Bahnen als vierter RFID Kanal bei 919,9 MHz verfügbar werden.
  • SRD (IoT) werden weiterhin stark auf 915 – 921 pochen, da auch sie davon profitieren wollen, dass das Band z.B. mit den USA kompatibel ist. Das könnte durchaus noch mehr Abstimmungsbedarf erfordern.

Konkret geht es um die Harmonisierung der RFID Reader Channels in den Frequenzbereichen 870 – 876 und 915 – 921 MHz und eine entsprechende Zuteilung für RFID, damit einer vereinheitlichten globalen RFID-Nutzung in der Logistik und für Industrie 4.0 nichts mehr im Wege steht. Was bedeutet das für die RFID-Stakeholder? Nach der Veröffentlichung des Durchführungsbeschlusses müssen die Mitgliedsstaaten diesen umsetzen: Sie werden aufgefordert, bis Februar 2019 zu einem sog. „3-channel plan“ zu wechseln; ob alle Mitgliedsstaaten dieser Aufforderung Folge leisten werden oder vielleicht auch 4 Kanäle freigeben, wird sich zeigen. Insbesondere die Rolle Deutschlands ist alles andere als klar. Dies betrifft vor allem den Vertrieb von Readern innerhalb des Bandes 915 – 921 MHz in Ländern (wie eben z.B. Deutschland), in denen die Ratifizierung der Regulierung offen ist. Darüber hinaus wird nun die ETSI-Norm* EN 302 208 zu aktualisiert. Der Startschuss dafür ist im Rahmen des TG34-Meetings Mitte September in Rosenheim gefallen. Anzumerken ist noch, dass das o.g. Abstimmungsergebnis für die 28 EU-Mitgliedsstaaten gilt, während für die restlichen der 46 europäischen Staaten, die in der CEPT* vertreten sind, das nicht gilt – aber davon auszugehen ist, dass diese ähnlich vorgehen werden. 

“Die pro-aktive Rolle der Europäischen Kommission hat dazu geführt, dass in nur rund einem Jahr eine für RFID gut tragbare Entscheidung getroffen wurde“, meint Josef Preishuber-Pflügl, CTO CISC Semiconductor GmbH, Vice-Chairman ETSI ERM TG34 (RFID). Und weiter: „Denn obwohl wir das Band 915 – 921 MHz bereits seit einigen Jahren in der CEPT REC 70-03 und EN 302 208 hatten, ging die nationale Umsetzung sehr schleppend voran. Die mit Februar 2019 knappe Frist wird UHF RFID im 915 – 921 MHz Band bald an vielen Plätzen Europas ermöglichen. Dass Deutschland vor Jahren hier einen Alleingang in der Frequenzzuteilung gemacht hat, fällt jetzt auf die RFID-Industrie, aber auch Deutschland zurück, da jetzt hoher Druck herrscht, Alternativen für das Militär und die Bahn zu finden. Für die Bahn könnte es schnell gehen, da durch den Squeeze-Plan ja 1,6 MHz vorhanden sind und infolge unmittelbar ein RFID-Kanal bei 918,7 MHz in Deutschland verfügbar wäre.“

Frithjof Walk, Präsident AIM Europe, ergänzt: „Für die RFID Stakeholder ist die Nutzung insbesondere des 915 – 921 MHz-Spektrums auch in Europa deshalb von entscheidender Wichtigkeit, als die meisten Regionen der Welt wie z.B. die USA, Brasilien, Australien, China, Korea, Japan und viele andere dieses Spektrum schon nutzen und nur so einer Harmonisierung der globalen Warenströme und der globalen Vernetzung einer zunehmend digitalisierten Produktion Rechnung getragen werden kann.“ Und weiter: „Dabei geht es weniger um die RFID-Anbieter, als vielmehr um die global agierenden Anwender, denen mit der Nicht-Nutzung dieses Frequenzspektrums signifikante Wettbewerbsnachteile mindestens in Europa entstehen würden.“

AIM und die anderen RFID-Stakeholder werden nun die Konsequenzen dieser Entscheidung in ihrer Community beraten und sehr genau darauf achten, was die offiziellen Dokumente und Stellungnahmen nach der o.g. Entscheidung aus Brüssel bedeuten könnten und wie die Umsetzung in nationales Recht gestaltet wird – insbesondere natürlich auch in Deutschland.

Weitere Infos: https://eur-lex.europa.eu/legal-content/EN/TXT/?qid=1539694292299&uri=CELEX:32018D1538

* Abkürzungen: RFID: Radiofrequenz-Identifikation; NFC: Near Field Communication; RTLS: Real-Time Locating Systems; ORM: Optical Readable Media (Barcode, 2D Code, OCR u.a.); QR: Quick Response Code; OCR: Optical Code Recognition. ETSI: European Telecommunications Standards Institute (Sophia Antipolis, Frankreich). CEPT: European Conference of Postal and Telecommunications Administrations (Kopenhagen, Dänemark).

 

Über den AIM-D e.V.

AIM-D e.V. (kurz: AIM) mit Sitz in Lampertheim (Süd-Hessen) ist der führende Industrieverband für Automatische Datenerfassung, Identifikation (AutoID) und Mobile IT-Systeme. Der Verband fördert den Einsatz und die Standardisierung von AutoID-Technologien und -Verfahren. Technologien wie RFID, NFC, Barcode, zweidimensionale Codes, industrielle Sensorik und RTLS (Real-Time Locating Systems) werden gleichermaßen gefördert. AIM repräsentiert über 120 Mitglieder aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. AIM-Mitglieder sind Unternehmen aller Größenordnungen, die AutoID-Technologien und Produkte, Systeme und Dienstleistungen anbieten. Dazu gehören auch eine Reihe von Universitäts- und Forschungsinstituten sowie andere Verbände. Unter dem Dach von AIM Global und AIM Europe unterstützt AIM die globale Wettbewerbsfähigkeit seiner Mitglieder.

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