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Unternehmensinsolvenzen Gesamtjahr 2021: Landeshauptstadt Düsseldorf / Rhein-Kreis Neuss

Die Corona-Pandemie überschattet weiterhin fast alle Aktivitäten in Wirtschaft und Gesellschaft – die regionalen Unternehmensinsolvenzen nehmen 2021 deutlich zu: Beginn einer Trendumkehr?

Die „Omikron-Welle bremst deutsche Wirtschaft zum Jahresauftakt aus“ – titelt das Konjunkturbarometer des Deutschen Instituts der Wirtschaft (DIW) Ende Januar 2022. Mitte Februar wurde der Höhepunkt der Omikron-Welle erwartet. Die Infektionszahlen „explodieren“, die Inzidenzwerte erreichen auch im Regionalraum Düsseldorf trotz zunehmender Impfquoten bislang ungekannte Höhen. Die Auswirkungen auf Gesellschaft und Wirtschaft in Deutschland, NRW und im Regionalraum Düsseldorf sind weiterhin nicht vollends absehbar. Die Erfolge der Impfkampagnen und auch jahreszeitlich bzw. klimatisch bedingte Rückgänge hatten zu einer konjunkturellen Normalisierung im Jahresverlauf 2021 geführt. Das „Mittelstandsbarometer Rhein-Kreis 2021“ vom Frühsommer zeigte eine markante Aufwärtsbewegung der meisten Konjunkturindikatoren, die auf einen „Restart“ hindeutete. Dennoch nahmen die regionalen Unterneh-mensinsolvenzen im Gesamtjahr 2021 – gegen den Bundes- und Landestrend – deutlich zu.

Das Insolvenzgeschehen in Deutschland wurde im Jahr 2021 dabei von zwei großen Faktoren bestimmt. So bewahrten die umfangreichen Corona-Hilfsmaßnahmen für die Wirtschaft, wie zum Beispiel Überbrückungshilfen und Änderungen im Insolvenzrecht, in Not geratene Unternehmen vor dem wirtschaftlichen Aus. Zudem hatte der Gesetzgeber zum Jahresende 2020 das Gesetz zur weiteren Verkürzung des Restschuldbefreiungsverfahrens verabschiedet. Demnach wird die Rechtsschuldbefreiung nunmehr frühestens und unter Einhaltung genau definierter Rahmenbedingungen nach drei Jahren erteilt. Die Folgen: Die Zahl der Verbraucherinsolvenzen ist bundesweit 2021 drastisch gestiegen, die der Unternehmensinsolvenzen kontinuierlich gesunken. Allerdings ist der letztgenannte Trend im Gesamtjahr 2021 in der Stadt Düsseldorf und im Rhein-Kreis Neuss nicht zu finden: Hier ist die Zahl der Unternehmensinsolvenzen merklich angestiegen, nachdem sie bis 2020 auf die niedrigsten Werte seit dem Jahr 2001 gesunken waren. Axel Kleinschmidt, Rechtsanwalt und Insolvenzverwalter bei der multidisziplinären Mittelstandskanzlei Ganteführer in Düsseldorf, ist mit Blick auf die nächsten Monate besorgt „Wir rechnen damit, dass es im Rahmen der anstehenden Schlussabrechnungen der gewährten Coronahilfen vereinzelt zu hohen Rückzahlungen kommen wird. Die Coronahilfen wurden bislang unter dem Vorbehalt der Schlussabrechnung ausgezahlt. Es ist zu erwarten, dass in diesem Zusammenhang eine genauere Prüfung erfolgen wird und einige Unternehmen – auch durch Anpassung der Programme – plötzlich als nicht mehr antragsberechtigt qualifiziert werden und erhaltene Leistungen zurückzahlen müssen. Auf dieses Liquiditätsloch sind die Unternehmen nicht vorbereitet.“

Landeshauptstadt Düsseldorf und Rhein-Kreis Neuss: Deutlicher Anstieg im Gesamtjahr 2021 2021 – Weiterer Anstieg in 2022

Die Anzahl der Unternehmensinsolvenzen ist im Gesamtjahr 2021 in der Stadt Düsseldorf deutlich um 44 auf 302 Fälle gestiegen (2020: 258 Fälle | + 17 Prozent). Dabei fiel der Anstieg im 2. Halbjahr 2021 (+ 13 Prozent) weniger stark aus als in den ersten sechs Monaten (+ 20 Prozent). Die Zahl der Unternehmensinsolvenzen in Düsseldorf erreicht somit fast wieder das Niveau des Jahres 2018 (2018: 330 Fälle; 2019: 372 Fälle). Der Entwicklungstrend ist dabei noch negativer als im Rhein-Kreis Neuss. Hier ist die Zahl unternehmerischer Insolvenzen im Gesamtjahr 2021 um 15 Fälle auf 167 Unternehmensinsolvenzen ebenfalls merklich angestiegen (2020: 152 | + 10 Prozent). Der Anstieg der Unternehmensinsolvenzen im Rhein-Kreis Neuss basiert auf einem (deutlichen) Anstieg im 2. Halbjahr (+ 25 Prozent) nach einem leichten Rückgang im 1. Halbjahr (- 2 Prozent). In beiden Räumen waren im letzten Jahr noch die niedrigsten Werte seit Anfang des neuen Jahrtausends gemessen worden. Im Rhein-Kreis Neuss war es zudem der erste Anstieg seit sieben Halbjahren.

Zum Vergleich: Bundesweit war im Gesamtjahr 2021 zum zwölften Mal in Folge ein Rückgang der Unternehmensinsolvenzen zu verzeichnen. Die Zahl bundesweiter Unternehmensinsolvenzen verringerte sich nochmals um rund 11 Prozent auf 14.300 Fälle (2020: 16.040 Fälle). Der entsprechende Rückgang fällt 2021 in Nordrhein-Westfalen (4.140 Fälle | – 7 Prozent | 2020: 4.460 Fälle) erstmals seit 2011 weniger stark aus als im Bund.

Für das Gesamtjahr 2022 kann im Regionalraum Düsseldorf von einem weiteren (noch moderaten) Anstieg der Unternehmensinsolvenzen ausgegangen werden. Im Rhein-Kreis Neuss nimmt die Zahl der Firmenpleiten im Jahresverlauf voraussichtlich auf rund 214 Firmenpleiten zu (+ 47 Fälle; + 28 Prozent). In der Stadt Düsseldorf ist der Trend 2022 leicht stärker, sodass im Gesamtjahr 2022 voraussichtlich etwa 393 Unternehmen in eine Insolvenz geraten werden (+ 91 Fälle; + 30 Prozent).

In der Stadt Düsseldorf finden sich auch im 2. Halbjahr 2021 die meisten Unternehmensinsolvenzen im Dienstleistungssegment (u. a. Finanzdienstleistung, Information und Kommunikation, Erbringung von freiberuflichen, wissenschaftlichen und technischen Dienstleistungen) und im Handel – letztere mit weiter ansteigendem Trend. Das Verarbeitende Gewerbe zeigt sich nahezu unverändert, das Baugewerbe weist einen leicht ansteigenden Trend auf. Im Rhein-Kreis Neuss spiegelt sich eine ähnliche Grundstruktur mit einer merklichen Zunahme der Unternehmensinsolvenzen im Handel. Bau- und Verarbeitendes Gewerbe sowie das Dienstleistungssegment zeigen (leichte) Zunahmen der Unternehmensinsolvenzen. Im Gastronomiesektor (Gastgewerbe) bleibt der Trend im 2. Halbjahr 2021 (wie bereits 2020) in der Stadt Düsseldorf und im Rhein-Kreis Neuss ansteigend. In der Region gerieten zudem weitere bekannte und größere Unternehmen in die Insolvenz. So meldeten in Düsseldorf im Gastronomiesektor die Maredo Restaurants Holding GmbH mit 60 Mitarbeitern, die traditionsreichen Restaurants Rivass und Rosati und in der Stadt Neuss die „Hafenspelunke GmbH“ Insolvenz an. Ferner gerieten das Altenpflegeheim Heinrich-Zschokke-Haus e.V., 65 Mitarbeiter, und die Düsseldorfer South 1 EPC Engineering Gesellschaft mbH, ein Ingenieurbüro für technische Fachplanung und Ingenieurdesign mit rund 200 Mitarbeitern in Zahlungsschwierigkeiten. Mittelbar war die Stadt Düsseldorf durch die Insolvenz der Europäischen Medien- und Business-Akademie (EMBA) betroffen, die eine Niederlassung in der Landeshauptstadt hat. Die EMBA wurde im Jahr 2007 in Hamburg gegründet, später kamen die Standorte Berlin und Düsseldorf hinzu.

Perspektive 2021 / 2022: Ein „Insolvenz-Tsunami“ ist bislang ausgeblieben, die Unternehmensinsolvenzahlen im Regionalraum nehmen aber deutlich zu – Zeichen einer Trendumkehr?

Die pessimistische Trendprognose von Ende Juli 2021 hat sich im Regionalraum Düsseldorf erfüllt. Die Zahl der regionalen Unternehmensinsolvenzen ist im Gesamtjahr 2021 in der Landeshauptstadt Düsseldorf und im Rhein-Kreis Neuss im Gegensatz zum Bundes- und Landestrend gestiegen. Zwar bleiben die Anstiege vergleichsweise moderat, die unmittelbaren und mittelbaren Folgewirkungen der Corona-Pandemie sind aber spürbar. Besonders kontaktintensive Branchen wie das Gastgewerbe („Gastronomie“) oder der Bereich Verkehr und Lagerei („Logistik“) zeigen eine Zunahme an Unternehmensinsolvenzen und zugleich des Ausfallsrisikos. Chris Proios von der Initiative „Konjunkturforschung Regional“ ergänzt: „Die Corona-Krise hat die Unternehmensstabilität, insbesondere in stark betroffenen Wirtschaftsbereichen, einem massiven Stresstest unterzogen. Auch wenn die Insolvenzstatistik die Corona-Folgen noch nicht in Gänze widerspiegelt, zeigen sich in den Unternehmensbonitäten bereits spürbare Auswirkungen. So ist eine deutliche Verschlechterung der Unternehmensbonität beispielsweise im Gastgewerbe, im Wirtschaftsbereich Verkehr und Lagerei oder in der Branchengruppe Kunst, Unterhaltung und Erholung erkennbar.“

Zudem hat die vierte Welle der Covid-19-Pandemie Deutschland derzeit fest im Griff. Coronabedingte Material- und Lieferengpässe und drastisch steigende Energie- und Rohstoffpreise behindern eine Rückkehr zum Vor-Corona-Niveau. Letztere werden durch die Invasion Russlands in die Ukraine befeuert. Dabei sind diejenigen Folgewirkungen, die durch das Auslaufen der staatlichen Hilfsmaßnahmen im Jahresverlauf entstehen werden, noch nicht eingepreist. Dennoch zeichnen die meisten Konjunkturindikatoren weiterhin ein heterogenes, zum Teil positives Bild. Das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin) fasst die Lage Ende Januar 2022 zusammen: „Alles in allem steht der Jahresbeginn weiter im Zeichen der Pandemie, die Aussichten auf eine Erholung im Frühjahr sind aber gut.“ Vielleicht liegt aber das Schlimmste nicht hinter, sondern noch vor der deutschen und regionalen Wirtschaft. So sieht sich nach aktuellen Umfragen des ifo-Instituts (Dezember 2021) knapp jedes siebte Unternehmen (14 Prozent) „durch die Folgen der Pandemie in seiner Existenz bedroht“. André Becker, Mitglied der Geschäftsleitung Creditreform Düsseldorf / Neuss, bleibt daher auch für 2022 pessimistisch: „Eine Prognose für das laufende Jahr bleibt schwierig. Wir müssen stärker als je zuvor davon ausgehen, dass sich die Folgen der Pandemie auf die Unternehmensstabilität und damit die Insolvenzen negativ auswirken werden. Möglicherweise zeigen die aktuellen Werte den Beginn der Trendumkehr. Eines ist sicher, ein professionelles Rechnungs- und Liquiditätsmanagement, wie es Creditreform anbietet, minimiert Außenstände und stärkt die Liquidität der Unternehmen. Mit dieser gestärkten Liquidität können Unternehmen in die Nach-Corona-Zeit investieren und Vorhaben, die einige Unternehmer schon während der Pandemie begonnen haben wie der Aufbau neuer Lieferkanäle oder neuer Geschäftsfelder, intensivieren.“

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