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Wirtschaft in Tschechien, Slowakei, Polen und Deutschland in Coronazeiten

Die gesamte Welt wurde durch die Coronapandemie auf den Kopf gestellt. Eine Krise, die einzigartig ist, weil sie nicht mit einem Rückgang der Nachfrage oder der Produktion begann. Drei Aspekte mussten gleichzeitig angegangen werden: ein Einbruch der Nachfrage, eine Unterbrechung der Produktion und eine Unterbrechung von Lieferketten. Das globale Bruttoinlandsprodukt (BIP) sank im Jahr 2020 um 3,3 %, der Welthandel ging im Jahresdurchschnitt um 5 % zurück. 

Der Kreditversicherer Credendo hat die Auswirkungen der Pandemie auf verschiedene Branchen in Tschechien, der Slowakei, Polen und Deutschland untersucht und ist auf Unterschiede, aber auch Gemeinsamkeiten gestoßen. 

In allen vier Ländern wurde die Automobilbranche hart getroffen. Die durchschnittlichen Verkäufe im Jahr 2020 gingen in Deutschland und Tschechien um 19 % zurück, in Polen um 23 % und in der Slowakei gar um 25 %. 

Es versteht sich von selbst, dass auch der Tourismus sehr stark unter Sperrmaßnahmen gelitten hat. Die internationalen Tourismusankünfte in Deutschland sanken laut Fitch Solutions um 69 %, in Tschechien um 64 % und in Polen sowie der Slowakei um 50 %, mit dramatischen Folgen für die in dieser Branche tätigen Unternehmen. Makroökonomisch waren die Auswirkungen nicht so stark aufgrund der recht geringen Größe dieses Sektors. Der Tourismus trägt in Tschechien 2,8 % zum BIP bei, in der Slowakei und in Polen 1,2 %.

Ein schwieriges Jahr erlebten auch Transport und Logistik. Der Luftverkehr erlitt in Deutschland einen Umsatzrückgang um 45 %. Betroffen war auch der Wassertransportsektor, der für den Güterverkehr aus deutschen Industriegebieten einen große Bedeutung hat und um 17 % schrumpte. In den drei anderen Ländern waren die Auswirkungen weniger stark, allerdings litt auch hier der Landverkehr deutlich. Mit Umsatzrückgängen zwischen 6 und 10 % war er in den untersuchten Ländern gleichermaßen betroffen. Stabil blieb der Handel mit Pharma- und Elektronikprodukten. In Bezug auf die positiven Auswirkungen, die eine Ausweitung des E-Commerce hätte bringen können, scheint die Branche nicht speziell profitiert zu haben, da dies für die meisten Unternehmen einen Flottenwechsel erfordert hätte. 

Die beste Entwicklung zeigte die Pharmabranche. Die heimische Produktion wuchs in allen vier Ländern. 

Credendo erwartet, dass alle Branchen im laufenden Jahr wachsen angesichts des niedrigen Niveaus 2020. Insbesondere die Automobilbranche sollte deutlich zulegen. Allerdings wird es, zumindest in Tschechien, Polen und der Slowakei, voraussichtlich mehrere Jahre dauern, bis das Produktionsniveau aus Vorkrisenzeiten wieder erreicht ist. Das größte Risiko ist die schwierige Versorgung mit Halbleitern, eine globale Herausforderung, die die Produktion in einigen Ländern bremst oder zeitweise ganz lahmlegt. Dies gibt angesichts der Bedeutung der Automobilbranche für die Volkswirtschaften Tschechiens, Polens und der Slowakei Anlass zur Sorge.

Auch Tourismus, Verkehr sowie Maschinen und Ausrüstungen dürften sich deutlich erholen. Das Schicksal der Tourismusbranche hängt dabei wesentlich vom Impffortschritt ab. Der Pharmasektor dürfte sich angesichts des Booms 2020 in diesem Jahr nur verhalten entwickeln. 

Beim Blick auf Risiken fällt auf, dass die Automobilbranche gleich mit mehreren Problemen konfrontiert ist. Neben dem bereits erwähnten Halbleitermangel sehen die Analysten von Credendo auch den Brexit nach wie vor als große Gefahr. Er ist zwar vollzogen, die Auswirkungen zeigen sich aber erst mit Verzögerung. Die Lieferketten sind beispielsweise noch nicht wieder etabliert. Ein weiteres Risiko sind strengere CO2-Emissionsziele, die die Automobilhersteller in Europa weiter unter Druck setzen und erhebliche finanzielle Mittel erfordern. Das Ende des Verbrennungsmotors und der Wandel zur Elektromobilität fordert massive Investitionen. 

Die Pharmabranche muss befürchten, dass die Politik immer größeren Einfluss nehmen möchte. Sie könnte beispielsweise Preise vorschreiben. Sparprogramme könnten zu Kürzungen im Gesundheitswesen und der Erstattung von Medikamenten in bestimmten Länern führen. Auch nationalistische Politik kann zu einer Bedrohung für die Branche werden.

Rückschläge bei der Impfkampagne können viele Branchen treffen. Neue Virusvarianten könnten die Dauer der Pandemie verlängern, die Wirksamkeit von Impfstoffen verringern und die Ausbreitung des Virus wieder beschleunigen. 

Hervorzuheben ist, dass bislang große Insolvenzwellen dank massiver staatlicher Ausgaben vermieden werden konnten. Laut IWF im April 2021 betrugen diese Mittel 27,8 % des BIP in Deutschland, 5,4 % in Polen, 4,4 % in der Slowakei und 15,4 % in Tschechien. 

Über Credendo Short-Term Non-EU Risks

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