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Finanzberatung: Nein, danke!

Ach ja, Deutschland und seine ewige Diskussion über Gebühren. Sobald es um Geldanlage geht, sind die vermeintlichen "Abzocker" schnell gefunden: die Finanzberater. Das sind doch die Halunken, die nur an den fetten Provisionen interessiert sind, oder? Der gute, ehrliche Deutsche zahlt doch nicht unnötig für einen Berater, wenn er selbst einfach ETFs kaufen kann – günstig, simpel und ohne bösen Zwischenhändler. So zumindest das gängige Narrativ der Verbraucherschützer und Medienlandschaft. 

Aber mal ehrlich: Haben wir damit die Weisheit wirklich mit Löffeln gefressen, oder servieren wir uns hier eine ordentliche Portion gefährliches Halbwissen?

Gebührendiskussion: Die Jagd nach dem billigsten Produkt

In Deutschland lieben wir es, über Kosten zu reden. Am besten soll alles gratis sein, zumindest fast. Vor allem, wenn es um Geld geht. ETFs – die allseits gelobten Lieblinge – stehen dabei ganz oben auf der Liste. „Günstig“ ist das neue „besser“, und wenn die Gebühr unter 0,2 % liegt, dann fühlt sich der Selbstentscheider wie ein wahrer Anlage-Profi. Aber während wir uns darauf konzentrieren, möglichst wenig für unsere Geldanlage auszugeben, vergessen wir eine winzige Kleinigkeit: Was ist mit der Performance? Und Diversifikation? Schon mal davon gehört?

Stattdessen klopfen wir uns kollektiv auf die Schulter: "Ich hab einen ETF! Super diversifiziert!" Ja, klar. Einen ETF auf den MSCI World. Sehr diversifiziert – innerhalb von gerade mal 23 Industrieländern. Aber was ist mit Gold, Anleihen, Small Caps? Schwellenländern? Rohstoffen? Immobilien? Man hört ja oft: „Diversifikation, pffft, ich hab doch den MSCI World!“

Der Mythos vom unabhängigen Selbstentscheider

Was aber wirklich erstaunlich ist: Viele dieser „unabhängigen“ Selbstentscheider haben zwar ein Produkt – nämlich den einen ETF –, aber selten einen richtigen Plan. Keine Strategie. Kein Konzept, was passiert, wenn die Börse mal nicht steigt. Immerhin schwimmt die breite Masse seit 12 Jahren auf der Welle einer ununterbrochenen Hausse. „Börsencrash? Das war doch 2008. Heute läuft doch alles von allein!“ Aber wehe, wenn die Märkte wirklich mal den Rückwärtsgang einlegen. Dann wird die Welt plötzlich sehr klein, und viele dieser mutigen Selbstentscheider springen panisch aus ihren „langfristigen“ Investments – nur um danach jahrelang über den „betrügerischen“ Markt zu fluchen.

Und genau hier kommt der Finanzberater ins Spiel. Ja, die Jungs und Mädels, die „bösen Halunken“, die doch alle nur auf die Provision aus sind, oder? Dabei vergessen viele, dass diese Menschen nicht nur Verkäufer, sondern auch Coaches sind. Menschen, die dir sagen, wann es Zeit ist, ruhig zu bleiben – oder vielleicht sogar etwas nachzukaufen, während die Selbstentscheider panisch auf den „Verkaufen“-Button klicken. Sie helfen dir, eine langfristige Strategie zu entwickeln, die mehr als nur einen ETF umfasst, und sie sorgen dafür, dass du nicht aus emotionalen Impulsen heraus agierst.

Fazit: Produkt ≠ Strategie

Klar, ETFs sind ein wunderbares Werkzeug – wenn du sie richtig einsetzt. Aber was viele Selbstentscheider vergessen: Ein Produkt ist keine Strategie. Diversifikation bedeutet mehr als nur einen Weltindex zu kaufen, und langfristiger Erfolg basiert nicht nur darauf, günstig einzukaufen, sondern vor allem darauf, dabei zu bleiben.

Und mal unter uns: Wer glaubt, dass er mit einem simplen ETF und ohne jegliche Beratung den Markt über Jahrzehnte im Griff hat, der läuft Gefahr, in der nächsten Baisse böse überrascht zu werden. Denn wie heißt es so schön? Eine steigende Flut hebt alle Boote – aber wehe, wenn das Wasser wieder sinkt. Dann zeigt sich, wer wirklich einen Plan hat und wer nur mitgeschwommen ist.

Also, bevor wir uns weiter kollektiv über Gebühren aufregen, sollten wir vielleicht mal hinterfragen, ob wir wirklich so schlau sind, wie wir glauben. Oder ob wir doch hin und wieder einen Berater gebrauchen könnten, um nicht nur das billigste, sondern auch das beste Produkt zu finden – und vor allem den Plan, der uns durch stürmische Zeiten bringt.

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