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FOR – family office report Nr. 13: Sieben nicht sehr wahrscheinliche finanzökonomische Vorhersagen

Der Jahreswechsel ist nicht nur die Zeit um zurückzuschauen, sondern auch der Moment nach vorne zu blicken. Die großen volkswirtschaftlichen Abteilungen der Banken und Vermögensverwalter versuchen sich in einer möglichst präzisen Voraussage der Indexwerte zum Ende der nächsten Periode. Sicher ist nur, dass exakt dies nicht eintreten wird. Der USamerikanische Erzähler und Satiriker Mark Twain (1835 – 1910) sagte einmal:

„Voraussagen soll man unbedingt vermeiden, besonders solche über die Zukunft.“ Wenn ein Professor wie Max Otte seit der Vorhersage einer offensichtlichen Marktschieflage nun als Crash-Guru gesehen wird, kann er nur der damaligen US Regierung danken. Wenn diese nicht die Investmentbank Lehman-Brother fallen hätte lassen, wäre wohl der Crash ausgeblieben und die Bankindustrie hätte nur leicht gehustet. So werden wohl Götter kreiert. Als FOR – family office report wollen wir uns nicht in einer weiteren unsinnigen Annahme verirren, sondern wir wollen mit unseren Vorhersagen provozieren und vielleicht auch den Traum oder das Trauma für einen nicht vorhandenen idealen und verantwortungsvollen Markt Ausdruck geben.

Vorhersage #1 – Die EZB erhöht wieder die Zinsen

Die EZB Präsidentin hat erkannt, dass die Null- beziehungsweise Negativzinsspirale nur in den monetären Abgrund führt. Die EZB befürchtet eine zügellose Verschuldung der öffentlichen Hand und der Leitwirtschaften in der Eurozone. Die Regierungen – insbesondere die der europäischen Südländer – haben eine Protestnote nach Frankfurt geschickt. Italien bereitet den Ausstieg aus der Eurozone vor.

Vorhersage #2 – Die Bundesregierung beschließt die Einführung eines Staatsfonds

Angesichts der monetären Defizite im Rentensystem für die kommende Generation entschließt sich die Bundesregierung, einen privatwirtschaftlich verwalteten Staatsfonds nach norwegischem Vorbild einzuführen. In Ermangelung von Einnahmen aus der Erdölindustrie – wie in Norwegen – besinnt sich die Regierung auf die Stärken deutscher Leistungsfähigkeit. Dem Staatsfonds werden alle Staatsbeteiligungen als Startkapital übergeben.

Daneben beteiligt sich der Fonds an universitären Buyouts, ergänzt um Einnahmen aus Kartell- und Prozessstrafen. Auch die Einnahmen aus den Negativzinsen werden wegen ihrer „Bilanzwirkung“ auf oft mehrere Jahre oder Jahrzehnte dem Staatsfonds zugebucht. Erste Beispiele, wie die „Stiftung-Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung“ dienen als Vorbild.

Vorhersage #3 – Fridays for Future erhalten einen Ministerposten

Die kapitalismusfeindliche Bewegung „Fridays for Furture“ darf einen parteilosen Minister bestimmen und sitzt damit am Kabinettstisch. Die bisher strukturlose Bewegung erhält damit einen Stab von 100 Mitarbeitern und ein Budget im Millionenbereich. Es folgen Streitereien wegen der Besetzung und man einigt sich auf das Rotationsprinzip, wie in den Anfängen der Grünen.

Vorhersage #4 – Gegen Elektroautos häufen sich die Kritik

Nach dem Heilsversprechen der Elektromobilität holt das E-Auto die Realität ein. Es häufen sich die Entsorgungsprobleme der Batterien nach Unfällen und die Versorgung mit Strom bei Staus und im Winter. Der Tesla-Börsen-Kurs fällt dramatisch, der E-Auto-Vorreiter überlebt nur, weil man sich auf Innenstadtbusse und autonome E-Taxis konzentriert.

Vorhersage #5 – Bargeld wird durch Kryptogeldkarten ersetzt

Die Zentralbanken und die Staaten wollen durch das Bargeldverbot ab 2021 die Kontrolle auf das Geld perfektionieren um sich dadurch die weitreichende Möglichkeit von Entwertungen und Staatsentschuldungen offen zu halten.

Der Markt reagiert auf seine Weise: Kryptogeldinstitute begeben Geldkarten, die anonym und flexibel verwendbar sind.

Vorhersage #6 – Der angekündigte

Crash fällt aus

Durch die EZB-Zinserhöhung und die seit langem befürchtete massive Entschuldung der Staaten durch eine europaweite staatliche Zwangshypothek auf privaten Immobilienbesitz in Höhe von 50 % des Verkehrswertes wird nach tumultartigen Protesten der Immobilieneigentümer die ursprünglich geplanten 30 Jahren Laufzeit auf 100 Jahre verlängert. Damit ergibt sich für eine Zwangshypothek von 100.000 Euro ein monatlicher Rückführungsbetrag von etwas über 80 Euro.

Dies beruhigt die Immobilienbesitzer.

Die erfolgreiche europäische Staatssanierung gefällt den Märkten und ein Crash ist in weite Ferne gerückt worden.

Vorhersage #7 – Das klassische Bankmodell hat sich überholt

Banken klassischer Bauart sind nicht mehr beliebt. Die Bankwelt teilt sich ab 2020 in drei Welten: Zum einen in Direkt- und Onlinebanken, hauptsächlich für Kunden bis 40 Jahre. Nicht mal eine Hotline-Nummer wird hier zur Verfügung gestellt.

Das zweite Modell sind Beraterbanken für Geldwerte, die zunehmend große Filialen in den großen deutschen Städten über 250.000 Einwohner betreiben. Es kann schon mal sein, dass man bis zu zwei Stunden aus einem ländlich geprägten Teil der Republik zu einem persönlichen Gespräch fahren muss. Zumindest werden hier auch telefonische- und Skype-Beratungsgespräche angeboten werden.

Eine neue Bankenart wird die sogenannte Sachwert-Bank sein. Hier wird die Kompetenz für Immobilien, Edelmetalle, Kunst aber auch deren Gestaltungsarten gebündelt. Wichtiges Element ist ein großer Sicherheitstrakt mit Schließfächern, aber auch ein Auktionsraum, sowie Planungsräume mit Architekten und Ingenieuren, die als Immobilienprojektentwickler dienen. Ein Pfandhaus gehört ebenso zu dieser Sachwert-Bank.

Wenn Sie – liebe Leser – herzlich über unsere Voraussagen gelacht haben, haben wir unser Ziel erreicht. Aber wenn Sie in dem einen oder anderen Punkt gestockt hatten, ist dies gut. Weil sie vielleicht durch den provozierenden Text nachdenklich geworden sind. Gut so.

Viel Freude beim Nachdecken, verbunden mit der Aufforderung, kritisch zu bleiben.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

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