Die Notwendigkeit zur Digitalisierung hat die Versicherungsbranche schon früh erkannt. Den kontinuierlichen Ausbau dieser Fähigkeiten haben viele Marktteilnehmer in den vergangenen Jahren jedoch nicht konsequent umgesetzt. Das Ergebnis einer aktuell von Deloitte durchgeführten Studie mit rund 400 Teilnehmern, die im Auftrag des BiPRO e.V. die Marktsituation untersucht, zeigt ein klares Bild. „Investitionen in die digitale Transformation von Systemlandschaften müssen deutlich gesteigert werden. Nur so kann eine nachhaltige Positionierung im Wettbewerb gesichert und eine drohende Disruption von Geschäftsmodellen von außen verhindert werden“, ist Dr. Kurt Mitzner, Sector Lead Insurance bei Deloitte, überzeugt. Die Befähigung der Backend-Systeme, über Schnittstellen zu kommunizieren, ist dabei eine Investition, die jedes Versicherungsunternehmen angehen sollte. Sie ist die notwendige Voraussetzung, um sich überhaupt mit Partnern effizient digital vernetzen zu können und stellt somit einen wesentlichen Erfolgsfaktor dar.
Ist dieser Schritt vollendet, helfen BiPRO-Normen dabei, standardisierte Prozesse und Anbindungen bereitzustellen. Schon jetzt lassen sich mit ihnen erhebliche Einsparpotenziale heben. Gerade in einem Markt, in dem das Differenzierungspotenzial über Produkte zunehmend eingeschränkt wird und der Kostendruck im Vertrieb und Betrieb erheblich ist, werden Möglichkeiten zur Prozessoptimierung immer wichtiger. Deshalb ist die Basis, die der BiPRO e.V. mit seinen Normen geschaffen hat, um mit einem gemeinsamen Standard Daten effizient auszutauschen, mittlerweile branchenweit anerkannt und wird breit genutzt, so ein weiteres Ergebnis der Studie.
Gut 70 Prozent der in der Deloitte-Studie Befragten gaben an, dass BiPRO ihres Erachtens schon jetzt eine wesentliche Bedeutung bei der digitalen Vernetzung spielt. „Der Grad der Durchdringung kann und muss jedoch noch weiter gesteigert werden“, sagt BiPRO-Präsident Frank Schrills. Hier zeigte die Studie, dass es je nach Marktteilnehmer deutliche Unterschiede bzgl. der verwendeten Normen gibt. So haben viele Versicherungsunternehmen im Bereich „Tarifierung, Angebot, Antrag“ Implementierungen durchgeführt, im Bestands- und Suchservice jedoch nur lediglich gut ein Drittel.
Für das kommende Jahr gibt es deshalb seitens des BiPRO e.V. eine klare Agenda: vor allem bei Bestandsprozessen sollen die Anstrengungen weiter vorangetrieben werden. Darüber hinaus wird die neue Normengeneration RNext weiterentwickelt. Mit RNext trägt der Verein dem sich immer weiter entwickelnden technischen Umfeld Rechnung. Sowohl Partner als auch Versicherer wünschen sich bei der Entwicklung von BiPRO-Schnittstellen ein höheres Tempo. Dies soll durch den neuen technologischen wie auch entwicklungsspezifischen Ansatz von RNext sichergestellt werden.
RNext ist eine neue Normgeneration des BiPRO e.V. Sie wird von Grund auf neu entwickelt und ist losgelöst von RClassic. RNext folgt zum einen dem technologischen Wandel, z.B. von SOAP zu REST, zum anderen neuen fachlichen Designprinzipien von Geschäftsprozessen. RNext ist cloudfähig, modular in einzelne Geschäftsprozesse gegliedert und bietet eine erhöhte Interoperabilität.
Die heutigen Normen (RClassic auf Basis SOAP) liefert BiPRO als Beschreibung aus. Mit RNext (auf Basis REST) wird BiPRO nun direkt nutzbare API-Artefakte distribuieren. Diese können von den Mitgliedern in den eigenen Entwicklungsprozess integriert werden. Dadurch wird die Time-to-Market verkürzt, Kosten der Schnittstellenentwicklung reduziert und Interpretationsfehler vermieden.
Zudem wird mit RNext gewährleistet, generell neue Geschäftsmodelle und cross-industrielle Partnerschaften technologisch schnell umsetzen zu können. Die Erwartungen der BiPRO-Community sind deshalb hoch. Knapp die Hälfte aller Befragten gab an, dass sie sich von RNext vor allem eine Verringerung der Komplexität erhoffen. Aufwands- und Zeitersparnis wurden als zweit- bzw. drittwichtigstes Ziel genannt. „Mit RNext ist eine deutlich höhere Flexibilität bei der Nutzung der BiPRO-Normenlandschaft gegeben“, erklärt Schrills. Mit RNext positioniere sich der Verein „nicht nur als Normierungsinstitut, sondern auch als Wegbereiter neuer digitaler Geschäftsmodelle“.
Die hohe Beteiligung an RNext-Vorhaben von gut zwei Drittel aller Studienteilnehmer beweise, dass man den richtigen Schritt gegangen sei. „Wir sind der Ansicht, dass die BiPRO auf dem besten Weg ist, sich zum Industriestandard-Setzer zu entwickeln“, kommentiert Kurt Mitzner die Entwicklung des Brancheninstituts.
Um die Bedeutung der digitalen Vernetzungsfähigkeit noch weiter zu unterstreichen, sollen in den kommenden Wochen und Monaten unterschiedliche Maßnahmen die Studie flankieren. Zur weiteren Verbreitung der BiPRO-Standards plant die BiPRO gemeinsam mit Deloitte Kamingespräche mit wichtigen Akteuren des Marktes. Zusätzlich sollen weitere Maßnahmen durchgeführt werden. Dazu gehören Workshops mit IT-Vorständen, Schulungsvideos und eine Roadshow, in deren Rahmen die aktuellen Entwicklungsstände ausführlich erklärt werden. „Uns ist es wichtig, neben den Vertriebsvorständen vor allem auch die IT-Entscheider ins Boot zu holen“, erläutert der geschäftsführende BiPRO-Präsident. „Digitale Vernetzung muss eine noch höhere Priorisierung innerhalb der Häuser erhalten und das gelingt nur, wenn Vertrieb und IT diese gemeinsam vorantreiben.“
Die gemeinsame Studie von BiPRO und Deloitte ist auf Anfrage erhältlich.
Der BiPRO e.V. wurde 2006 als neutraler und Non-Profit orientierter Verein in Düsseldorf gegründet. Mit den Mitgliedern entwickelt man gemeinschaftlich fachliche und technische Normen zur Optimierung unternehmens-übergreifender Geschäftsprozesse für die Versicherungs- und Finanzdienstleistungsbranche. Der BiPRO e.V. steht ferner für den intensiven Austausch im Bereich der strategischen und operativen Prozessoptimierung. Aktuell zählt der Verein mehr als 270 Mitglieder, dazu zählen u. a. Versicherer, Softwareunternehmen, Pools, Vermittler, Verbände, Vergleicher, Intermediäre sowie Berater. Mehr über BiPRO unter www.bipro.net.
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