Pflege unterliegt wirtschaftlichen Zwängen. Insbesondere auf dem Land mit vergleichsweise geringer Nachfrage gilt das noch mehr. Das Ergebnis sind nicht selten quadratisch praktische Mehrzweckbauten mit klar begrenztem Charme. Das Pflegezentrum Hammermühle in Bischofsheim ist erkennbar anders. Schon auf den ersten Blick wird deutlich: Hier entstand Raum für lebenswertes Wohnen und zugewandte Pflege im Alter.
Stimmiges Gesamtbild von Gebäude und Nachbarschaft
Das Pflegenzentrum auf dem Gelände der alten Hammermühle fügt sich harmonisch in das eher ländlich geprägte Ortsbild der kleinen unterfränkischen Stadt. Der Neubau ist eingefasst von einem kleinen Park mit Klanggarten, der den Weg in die Innenstadt barrierefrei erschließt. Die Anlage fügt sich perfekt in die Umgebung ein.
Die gedeckten Farben der Fassade umfassen ein Spektrum erdig natürlicher Töne, die in Helligkeit und Farbton stark variieren. Das Gestaltungskonzept betont die verschiedenen Baukörper, was das vergleichsweise große Gebäude als weniger mächtig erscheinen lässt. Die verhüllten und gedeckten Farben verleihen dem Haus darüber hinaus Lebendigkeit. Klare Orientierung schafft der Eingangsbereich in leuchtendem Gelbgrün: er erscheint wie mit einem Textmarker akzentuiert.
„Ein stimmiges Gesamtbild von Gebäude und Nachbarschaft nach außen und die Verknüpfung von pflegerischen Anforderungen mit wohnlicher Atmosphäre nach innen: Genau das war unser Ziel“, sagt Kerstin Pokrzewinski. Sie ist als Vertreterin des Trägers, der Nurona GmbH, für das Erscheinungsbild des 63-Betten-Pflegezentrum mit angeschlossener Tagespflege verantwortlich. Was so zwangsläufig und natürlich aussehe, sei aber „nicht vom Himmel gefallen.“ Pokrzewinski verweist vielmehr auf einen intensiven und anspruchsvollen Gestaltungsprozess. „Gemeinsam mit dem Caparol FarbDesignStudio haben wir uns in einem sehr kompetenten und kooperativen Dialog stets auf die Lösung zubewegt.“ Der intensive Austausch mit Diplom-Farbdesignerin Martina Lehmann habe „das Projekt immer wieder einen Schritt weiter gebracht“.
Highlights verleihen den Flair eines Boutique-Hotels
Die Gestaltung ist bis ins Detail durchdacht – zum Beispiel im Foyer. Holz, Pflanzen und Tieraccessoires verleihen dem Raum einen natürlichen Charakter. Das Auge aber zieht es unwiderstehlich zur dunkelbraunen Akzentwand. Die elegante, metallisch schimmernde Oberflächenbeschichtung in Metallocryl Perle ist durch eine Leuchte und drei Hirschgeweihe in Szene gesetzt: Die perfekte Bühne für ein rotes Sofa. Ein Blickfang, der mehr an ein Boutique-Hotel erinnert als an ein Pflegeheim.
Dieser Eindruck setzt sich im Treppenhaus fort. Auf jeder Ebene ist die Stirnwand ebenfalls mit Metallocryl Perle beschichtet. Die Farben schaffen einen Bezug zur Farbstimmung des jeweiligen Geschosses. Sie sind eher verhüllt, wirken aber durch die Bürstenschlagstruktur individuell und sehr lebendig. Der Charakter der metallischen Oberfläche kommt durch das Streiflicht im Treppenhaus auf besondere Weise zur Geltung. Auch für Roger Eichenauer sind die Stirnwände ein Highlight. Der geschäftsführende Gesellschafter des ausführenden Malerunternehmens Herm. Hohmann (Fulda) betont die hohe Qualität des Entwurfs. Das Unternehmen hat sowohl die Arbeiten an der Fassade als auch die Innengestaltung umgesetzt. Eichenauer fasst die Zusammenarbeit mit Bauherrn und Caparol knapp zusammen: „Super. Alles perfekt geplant, begleitet und umgesetzt.“
Gelungene Verknüpfung von Funktionalität und Wohnlichkeit
Die Farbgestaltung der Hammermühle ist kein ästhetischer Selbstzweck. Vielmehr geht es um eine Verknüpfung von Funktionalität und Wohnlichkeit. Das Caparol FarbDesignStudio hat aus der Kombination von Erfahrungswissen in der Altenpflegepraxis und wissenschaftlichen Erkenntnisse das Gestaltungskonzept „Lebensräume“ entwickelt. Es beinhaltet unter anderem Tipps für die Innenraumgestaltung und die praktische Umsetzung. Immer im Fokus: alte Menschen mit ihren besonderen Bedürfnissen. Mögliche Farbkombinationen berücksichtigen beispielsweise alterungsbedingte Sehveränderungen und/oder kognitive Einschränkungen.
Naturgemäß ist die Mobilität von pflegebedürftigen Menschen häufig mehr oder minder stark eingeschränkt. Farbdesignerin Martina Lehmann hat daher bei der Gestaltung der Innenräume besonderen Wert darauf gelegt, dass sich in jede Blickrichtung neue Farbeindrücke eröffnen. So ergibt sich auch bei eingeschränkter Beweglichkeit eine an die Außenwelt erinnernde Vielfalt von Eindrücken.
In Bischofsheim sind die Farbwelten der Lebensräume auf die Architektur des Pflegezentrums übertragen und angepasst worden. „Der Effekt des Gestaltungskonzeptes ist unverkennbar. Unsere Bewohner fühlen sich wohl. Das gilt auch für die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter“, resümiert Pokrzewinski. Es sei eine Atmosphäre von Geborgenheit, Wärme und Vertrauen entstanden. Die architektonische, pflegerische und farbgestalterische Konzeption fördere familiäre Strukturen und lasse gleichzeitig genug Raum für die eigene Individualität der Bewohner.
Lebendige Vielfalt von Raumerlebnissen
Gleichzeitig bietet die farblich differenzierte Gestaltung der Wohnumgebung den Bewohnerinnen und Bewohnern abwechslungsreiche Raumerlebnisse. In Räumen mit einer kurzen Verweildauer wie Fluren oder Aufenthaltsbereichen geht es anregend farbig zu. In Räumen mit einer längeren Verweildauer sind hingegen eher wohnliche und ruhige Töne gefragt. Deshalb setzt Lehmann in den Wohngruppen und Bewohnerzimmern auf Farbwelten des Lebensräume-Konzeptes, die aus der Natur abgeleitet sind: „Rosengarten“ ist durch Rosarot und Grün geprägt, die Farbwelt „Meeresbrise“ durch Blau und Gelb.
Fazit: Lebenswerter Raum für pflegebedürftige Menschen
Im Pflegezentrum Bischofsheim ist der Leitgedanke des Caparol Gestaltungskonzeptes „Lebensräume“ beispielhaft umgesetzt. Im Zusammenspiel von Architektur, Innenausstattung und Farbgestaltung entsteht eine innovative Symbiose von Funktionalität und Eleganz, die lebenswerten Raum für pflegebedürftige Menschen schafft.
Charly Kahle, worteschaffenwerte.de
Bautafel:
Objekt: Nurona Pflegezentrum Bischofsheim, Kissinger Str. 10, 97653 Bischofsheim
Bauherr: Nurona GmbH, Am Manggraben 10, 36145 Hofbieber, https://www.nurona.de; https://www.apraxon.com/
Ausführender Betrieb: Herm. Hohmann GmbH Baudekoration, Frankfurter Straße 142, 36043 Fulda; http://www.herm-hohmann.de
Caparol Außendienst: Michael Voll
Farbkonzept: Dipl. Designerin Martina Lehmann, Caparol FarbDesignStudio
Verwendete Produkte:
- Capatect System PRO mineralisch
- Dalmatiner-Fassadendämmplatte mit mineralischem Oberputz
- Muresko SilaCryl Siliconharz-Fassadenfarbe.
- Capamaxx für tuchmatte Wand- und Deckenanstriche
- Capalac Seidenmatt-Buntlack
- Metallocryl Perle
Caparol Farben Lacke Bautenschutz GmbH
Roßdörfer Str. 50
64372 Ober-Ramstadt
Telefon: +49 (6154) 71-0
Telefax: +49 (6154) 71-1391
http://www.caparol.de/
Deutsche Amphibolin-Werke von Robert Murjahn Stiftung & Co KG
Telefon: +49 (6154) 71-235
Fax: +49 (6154) 71-643
E-Mail: ute.schader@caparol.de