Die Schaffung der Neuen Seidenstraße ist aber auch prioritär für die Länder, durch die diese Straße verläuft. Sie bietet nämlich aussichtsreiche Perspektiven für das Transportgeschäft und ermöglicht neue Investitionen dank der Transit- und damit verbundenen Dienstleistungen.
Über die wichtigste "Landbrücke" entlang der Neuen Seidenstraße, d. h. Russland, sprachen wir mit Experten von der AsstrA-Associated Traffic AG – mit dem Abteilungsleiter von Shanghai Herrn Andrej Soroka und mit dem Trade Lane Manager aus der Chinaabteilung Herrn Dmitrij Pokhodenko:
Welche Rolle spielt Russland für die Neue Seidenstraße? Und wie wichtig ist diese Seidenstraße für Russland?
Dmitrij Pokhodenko:
Die Strecke, die durch das russische Gebiet verläuft, bietet eine Alternative für den South Stream (Anm. d. Red.: die Schnellzugroute aus China in die EU durch Kasachstan), wodurch seine Belastung reduziert wird und der Gesamtwarendurchsatz auf der China-EU-Route steigt.
Wenn man über die Vorteile für Russland spricht, so ist hier der wirtschaftliche Aspekt als Erstes zu nennen. Hier werden 100 % der Fahrzeuge des nationalen Betreibers von Waggons und Containern zu TransContainern umgewandelt. Die Fracht aus China bringt einen konstanten Gewinn für Russische Eisenbahnen und den Staat. Ferner kann dadurch die Eisenbahninfrastruktur saniert werden.
Andrej Soroka:
Der Transitverkehr ist eine kostengünstige Sparte für die Eisenbahnen jedes Landes. Die Waggons und Container von russischen Eigentümern sind stets beteiligt, d. h. sie verzeichnen auch stabile Gewinne.
Die Entwicklung der Seidenstraße ist ein wichtiges wirtschaftliches und politisches Mittel zur Kontrolle der Transitflüsse von China in die GUS-Länder und nach Europa, das Russlands Position auf der internationalen Bühne stärken kann.
Welche Schritte wurden in Russland unternommen, um die Seidenstraße zu entwickeln?
Andrej Soroka:
Für die russische Regierung ist es jetzt wichtig, die Attraktivität der heimischen Infrastruktur zu erhöhen und die Frachten dem konkurrierenden „Silk Wind“ zu entziehen (Anm. d. Red. Transportweg aus der EU nach China ohne Beteiligung Russlands). Zu diesem Zweck wurde in letzter Zeit Folgendes getan:
- Durch den Bau eines neuen Containerterminals am Grenzübergang Zabaikalsk wurde die Umladezeit deutlich verkürzt und die geplante Zeit von 2 Tagen erreicht.
- Die Öffnung des zentralen Korridors aus China nach Europa und in die GUS-Staaten durch die Mongolei reduzierte die Gütervolumen an den Terminalen in Zabaikalsk und Dostyk, wodurch wachsende Frachtmengen und die Anzahl von Schnellzügen optimiert werden konnten.
- Letztendlich wurde die Integration der russischen Programme Trans-Eurasischer Gürtel "Entwicklung" und die Modernisierung der Transsibirischen Eisenbahn und BAM abgeschlossen.
Alle Maßnahmen wie z. B. der Bau neuer Terminals, Transportstrecken usw. werden in der Regel von der Regierung und Russischen Eisenbahnen finanziert, was zu einem gewissen Grad das Oligopol bildet. Wie bereits oben erwähnt: Die Seidenstraße ist teilweise auch ein politisches Projekt. Es ist daher äußerst unwahrscheinlich, dass eine große Anzahl von Marktakteuren einbezogen wird.
Welche Hindernisse gibt es für die Entwicklung der Seidenstraße in Russland?
Dmitrij Pochodenko:
Erstens, die ungenügende Zusammenarbeit der Eisenbahndienstleister von Russland, China und aus anderen Transitländern. Um den Transport entlang der Seidenstraße zu vereinfachen und zu beschleunigen, ist eine engere Integration aller Beteiligten erforderlich. Jetzt ist es keine Seltenheit, wenn die Verspätungen der Transporte von den Zollbehörden verursacht werden.
Zweitens ist es notwendig, die Eisenbahninfrastruktur zu modernisieren und zusätzliche Grenzterminals zu bauen.
In letzter Zeit mangelt es auch an Fitting Plattformen am Grenzübergang Zamyn-Uude (Anm. d. Red. der zentrale Korridor für die Schnellzüge). Dies führt zur Verlängerung der Lieferzeit und die Zeit ist entscheidend für diese Dienstleistungen.
Andrej Soroka:
Die neue Seidenstraße ist gleichzeitig eine hervorragende Möglichkeit für Russland, seine Position auf dem internationalen Transportmarkt zu stärken, aber auch eine Gefahr, die vom immer stärker werdenden China ausgeht.
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