In den meisten Fällen werden Anforderungen an ein IT System, an ein Projekt oder ein bestimmtes Produkt von den Stakeholdern vorgegeben. Auch, wenn diese ihre Vorstellungen und Wünsche bekannt geben, sind das häufig Design-Ideen, die gut sein können oder auch nicht. Es gibt immer eine Option – es könnte immer auch eine andere Lösung gefunden werden.
Deshalb stellt Mag. Josef Falk, SEQIS Experte für IT Analyse, folgende kontroverse These auf: „Es gibt keine Anforderungen. Unter dem Begriff der ‚Anforderung’ ist laut enger Definition ein ‚Anspruch an jemandes Leistung’ gemeint. So gesehen gibt es keine Anforderungen, sondern eine Reihe an Ansprüchen an das System. Diese Ansprüche werden meist von den Stakeholdern definiert. Es ist die Aufgabe des Analytikers, die Anforderungen der Stakeholder zu sammeln. Aber auch bei größter Anstrengung werden die so ermittelten Anforderungen die erforderliche Lösung nicht vollständig beschreiben.“
Häufig können diese Ansprüche jedoch nicht konkret formuliert werden oder sie sind dem Auftraggeber nicht einmal bewusst. Die Funktionen und Aufgaben des Produktes sind meist klar, auch gibt es möglicherweise bestimmte Ideen zur Umsetzung. Ebenso gibt es viele Elemente, die als gegeben vorausgesetzt und nicht als Anforderungen formulieren werden.
Innerhalb eines Software-Projekts ist es die Aufgabe der IT Analyse, die geplante Lösung so zu beschreiben, dass sie im Anschluss (oder auch teilweise parallel) von der Entwicklung implementiert werden kann. Diese Lösung muss allerdings den genannten Ansprüchen (den „Anforderungen“) des Auftraggebers bzw. der Stakeholder genügen. Deshalb ist es ein wesentlicher Teil der Aufgabe eines Analytikers, diese Anforderungen zu sammeln, sie zu ordnen und in richtigem Umfang zu dokumentieren.
3 Erfolgsfaktoren für die perfekte Lösung
Drei Dinge sind es, die in das Lösungsdesign einfließen: „Anforderungen“, „Wissen“, „Ideen“. Nach der Kombination dieser drei Elemente ist die Lösung vollständig beschrieben. Sehr häufig werden diese drei Elemente unter dem Begriff der „Anforderungen“ zusammengefasst. Es handelt sich jedoch um drei Dinge, die unterschiedliche Quellen haben, die auf unterschiedliche Art und Weise ermittelt werden und die auch unterschiedlich behandelt werden müssen. Deshalb ist es zweckmäßig, diese drei Dinge auch unterschiedlich zu benennen. Ein „Alles ist Anforderung“ ist ebenso wenig hilfreich wie ein „Anforderungen gibt es nicht“.
Gibt es Anforderungen?
„Ja, es gibt Anforderungen. Stakeholder haben bestimmte Ansprüche an das System, das wir als IT-Analytiker entwerfen. Diese Ansprüche nennen wir ‚Anforderungen’. Diese Anforderungen beschreiben aber niemals das gesamte System. Es ist die Aufgabe des IT Analytikers, diese ‚Anforderungen’ als Rohmaterial zu verwenden und daraus ein System zu bauen. Neben den vom Auftraggeber und seinen Vertretern genannten Anforderungen sind dafür zwei Gruppen weiterer Ingredienzen erforderlich: Wissen über das zu bearbeitende Fachgebiet sowie Kreativität und viele gute Ideen. Die Kombination dieser drei Bestandteile ergibt schließlich ein Systemdesign, das Wert für die Organisation schafft“, erläutert Mag. Falk die Frage, ob es „Anforderungen“ in dem Sinne gibt.
In der IT-Analyse geht es nicht (nur) darum, Anforderungen zu sammeln, zu ordnen und zu dokumentieren. Gut dokumentierte Anforderungen sind nicht das Endprodukt der IT Analyse. Das Ziel und das Produkt eines Analytikers ist das Design eines Systems, der Entwurf einer Lösung, die von der Entwicklung umgesetzt werden kann. Anforderungen sind ein wertvoller Rohstoff dafür. Nicht mehr und nicht weniger!
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