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Medizintourismus nach Deutschland stagniert erstmalig

2015 ließen sich mehr als 255.000 Patienten aus 177 Ländern stationär oder ambulant in Deutschland behandeln und bescherten dem deutschen Gesundheitssystem Einnahmen von über 1,2 Milliarden Euro. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahr betrug nur 1,4 Prozent. Dies ist die geringste Wachstumsrate seit über zehn Jahren.

Das bisher wichtigste Herkunftsland für Medizintouristen Russland verzeichnete einen Rückgang von 32,4 Prozent; aus der Ukraine und Kasachstan kamen rund 17 Prozent weniger Patienten. Die sinkenden Behandlungszahlen sind Auswirkungen der schlechten Wirtschaftslage. Steigende Verbraucherpreise durch den Verfall des Rubels, den niedrigen Ölpreis sowie die EU-Sanktionen wirken sich auch auf die medizinischen Auslandsreisen aus. „Behandlungen im Ausland sind für die Russen sehr teuer geworden. Deshalb reisen sie nur noch in dringenden medizinischen Fällen“, meint Jens Juszczak von der Hochschule Bonn-Rhein-Sieg. „Insbesondere Bundesländer mit einer bisher großen Nachfrage aus Russland wie beispielsweise Berlin spüren dies deutlich. Mit einem Minus von 16 Prozent verzeichnete die Hauptstadt den stärksten Rückgang aller Bundesländer bei den Auslandspatienten.“ Auch wenn 2017 die Rezession der russischen Wirtschaft die Talsohle durchschritten haben dürfte, könne in den nächsten Jahren nicht die zweistelligen Wachstumsraten der Vergangenheit erwartet werden, so der Experte für Medizintourismus weiter.

Die geringe positive Entwicklung der Patientenzahlen aus dem Ausland verdanken die Kliniken vor allem einer größeren Nachfrage aus Europa und den arabischen Golfstaaten. Letztere verzeichneten mit 17 Prozent das höchste Wachstum, getragen vor allem durch Saudi Arabien (plus 34 Prozent) und Kuwait (plus 19 Prozent). Dass diese Entwicklung stabil sein wird, lässt sich anhand der starken Volatilität in der Vergangenheit bezweifeln. „Bereits seit Ende 2016 brechen die Patientenzahlen aus dem arabischen Raum ein“, so Juszczak. „Auslöser sind eine deutliche Verringerung der finanziellen Mittel für Auslandsbehandlungen in vielen Golfstaaten, strukturelle Veränderungen in den Botschaften und Konsulaten sowie der Skandal um die internationale Abteilung des Klinikums Stuttgart.“

Um einem weiteren Nachfrageeinbruch aus den etablierten Herkunftsländern entgegenzuwirken, gelte es, die Marketingkommunikation dort zu intensivieren und auch neue Märkte (China, Iran) zu entwickeln. Auf der führenden Fachmesse der internationalen Tourismuswirtschaft ITB, können dafür im Medical Tourism Pavilion in Halle 3.2 mögliche Partner aus dem medizinischen und touristischen Bereich aufgesucht werden.

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